Startseite

Aus "Lulu" von Willi Schmidt, mit Frauke Oberländer in der Titelrolle (Foto: Rasmus Wenzel)


Aktuelles:



Kino in der Waggonhalle: Offenbarung

Film von Heinz Albert Staubitz und Betty Pelzer. Idee und Textvorlage: Willi Schmidt

Dienstag, 29.11., 20.00 Uhr und 22.00 Uhr

Mittwoch, 30.11. Film im Doppelpack:

20.00 Uhr: Offenbarung

21.30 Uhr: Offm Eschbann – Ein poetischer Film aus Oberhessen, nach dem gleichnamigen 

Theaterstück von Willi Schmidt



Offenbarung

Ich betrachte meine Hände

Wer bin ich, Mensch?

Lebenslange Suche bis zum Ende

Die biblische „Johannes-Offenbarung“ wird mit den Texten von Willi Schmidt in Bezug gesetzt zu der ganz persönlichen Offenbarung des Musikers Franz. Durch die phantasievolle Bildsprache der Filmemacher Heinz Albert Staubitz und Betty Pelzer wird die Textvorlage in einen ungewöhnlichen, berührenden Film umgesetzt. Der neben der Schwermut, der Melancholie des Films auch immer wieder zarte, liebevolle Bilder des Spiels, der Leichtigkeit findet.

„Ich bin da, wenn ich woanders bin, ich bin ich, wenn ich weranders bin. Ich erfinde mich, ich Franz, die Erinnerung.“ Franz schaut alte Fotos an, liest in alten Briefen und Texten, erinnert sich an Sarah, seine erste große Liebe. Und Sarah kommt in ihren Briefen zu ihm. Und ist zugleich sein ganz persönlicher Engel. Erzählt aus der Offenbarung des Johannes. Bilder aus „der Welt da draußen“ werden lebendig. Die Welt draußen: Das kriegerische Prinzip der sexualisierten Gewalt. Der Mann, der ewige Soldat. Der konsequent menschen-selbstzerstörerische Kapitalismus.

Währenddessen erzählt Franz von seiner Welt „da drinnen“. Vom Anfang. Seiner Kindheit. Dem gemächlichen Ritt mit dem Großvater auf dem Ackergaul über die Felder am Rande des Dorfes. Seinem kindlichen Blick auf die Welt aus dem Küchenfenster heraus. Seiner Krankheit in seiner Jugend, die Epilepsie. Seiner späteren lebensbedrohlichen Krankheiten. Die Hölle. Oder die Notwendigkeit durch die Hölle zu gehen, um Genesung zu finden. Das Ende? Das weiß niemand, sagt Sarah, der Engel und fügt hinzu: Gott ist nicht für die Zeit zuständig, sondern für die Ewigkeit.

Und gemeinsam erinnern sich Franz und Sarah an ihre Liebe, die so leidenschaftlich und intensiv war und doch nur einen Sommer dauerte. Aber jetzt sind sie wieder beieinander, magisch verbunden, über alle Zeiten hinweg, und Franz kann erzählen, was er noch nie zuvor zu erzählen vermochte. Findet die Freiheit, Engelsflügel haben zu dürfen, kein Junge mehr sein braucht, hart, laut und stark, um Engelsflügel tragen zu zu können. Niemals mehr. Der Wald. Sehnsucht und Mystik. Im Wald folgen sie dem weißen Schmetterling, folgen seinem Taumeln, seiner Unruhe, seiner Suche, wandern in den Nebel davon...

„Irgendwo auf der Welt, gibt’s ein kleines bisschen Glück, irgendwo auf der Welt, fängt mein Weg zum Himmel an, irgendwo, irgendwie, irgendwann...“

Du bist da, mein Engel. Baum-Grün bewegt sich sanft.

Auf weißem Rhythmus donnern Meere. Licht wird rot.

Aus Bäumen schauen Gesichter. Fremd und Daheim.

Bild wird Wort wird Gesang. Und kein Mann wird mehr Krieger sein.




Es spielen Nina Kiefer und Willi Schmidt.  (Filmfotos: Heinz-Albert Staubitz).





Der Ruf der Kraniche

Ein weiteres, neues Projekt von Theater im Grund in Kooperation mit der Waggonhalle, ist das Stück von Willi Schmidt "Der Ruf der Kraniche", inszeniert von der Gießener Regisseurin Jana Ibold (bekannt als Regisseurin des Waggonhallen-Musicals "Jekyll & Hyde"). Die Uraufführung ist am Freitag, 25. November, 20 Uhr, in der Waggonhalle. Weitere Aufführungen: Samstag, 26. und Sonntag 27. November, jeweils 20.00 Uhr. Karten unter www.waggonhalle.de



„Unter dem Fluss“ - Theaterprojekt mit Live-Musik


"Unter dem Fluss" findet 2022 im Rahmen der 800-Jahr-Feier der Stadt Marburg im Kulturprogramm statt und beschäftigt sich im weitesten Sinne mit Marburger Geschichte. Zu dem Gesamtprojekt gehören insgesamt vier Theaterstücke in einer Art Serie, verteilt über den Zeitraum Mai bis Dezember 2022, 

Nun ist nach einer coronabedingten Verschiebung die Folge 3 der Reihe "Die Stadt. Das Wirtshaus. Und der Zorn" erfolgreich in der Waggonhalle als Uraufführung gezeigt worden. Am 15. und 16. Dezember folgen noch als Abschluss der Reihe die Aufführungen von "Affenfelsen", wiederum in der Waggonhalle.

Nähere Infos und Kontakt: Willi Schmidt, Tel. 06424/929240, Mail: post@grundblick.de






Theaterstücke von Willi Schmidt

Der Verein ‘Theater im Grund e.V.’ gibt, gemeinsam mit dem Grundblick-Verlag, eine Sammlung von Theaterstücken von Willi Schmidt in zwei Bänden heraus. Diese sind ab sofort über den Buchhandel, den Internet-Vertrieb www.syntropia.de oder direkt über den Grundblick-Verlag post@grundblick.de erhältlich. Über den Grundblick-Verlag gibt es die Theaterbücher kostengünstig auch in digitaler Form als PDF, und bei Erwerb im Doppelpack zum Rabattpreis – Anfrage und Bestellung einfach über post@grundblick.de.

Band 1 ‘Nachtgesang’ ist nach einem 2019 uraufgeführten Stück benannt. Bei den poetischen Kammerspielstücken steht das Spiel der Schauspieler:innen im Mittelpunkt, das Spiel mit Worten und Bewegung. Theater ist Wirklichkeit, ist unmittelbare Kommunikation, geschieht in Echtzeit. Menschen spielen und werden zu Erzählern ihrer inneren Bilder, mit Worten, Ausdruck, Gesten, Poesie. Mit Lebensenergie. Weder Marionetten eines Regisseurs, der sie zu Theaterbildern dirigiert, noch emotionsüberladene Schau-Spieler:innen. Sondern Menschen, die erzählen und im besten Falle die Zuschauer:innen berühren, deren eigene inneren Bilder hervorrufen.

Band 1: Nachtgesang – poetische Kammerspielstücke, ISBN: 978-3-9817063-7-6

Die Theaterstücke von Band 2 behandeln mit Formen des modernen Theaters Themen aus ländlicher Region, aus der Dorfgeschichte bis zur Gegenwart, ganz im Sinne eines alten Slogans der 1980er Jahre: “Macht die Provinz bunt und lebendig”. So entsteht anspruchsvolles Volkstheater, bei dem das Publikum unterhalten wird, aber auch berührt und nachdenklich gemacht. Die Geschichten sind eine Mischung aus Recherche und künstlerischer Erfindung, aus dem das konkrete Theaterstück wird.

Band 2: In die neue Welt – modernes Volkstheater vom Land, ISBN: 978-3-9817063-8-3




Film: Offm Eschbann

Eine poetische Geschichte vom Dorf – zugleich eine künstlerische Dokumentation der oberhessischen Sprache – zu sehen auf der YouTube-Seite von Theater im Grund, Link: https://youtu.be/dhYfugTXNIQ

Nach dem gleichnamigen Theaterstück von Willi Schmidt haben die Filmemacher Bettina Pelzer und Heinz-Albert Staubitz von „Walk of Frame“ die Geschichten des Knechtes Juust in poetische Filmbilder umgesetzt, bei denen gleichzeitig die verdichtete Sprache – von Autor Willi Schmidt selbst im Dialekt gesprochen – im Mittelpunkt bleibt. Neben Willi Schmidt als Juust spielt Marina Wagner die Rolle der Lisbeth. Nach dem abendfüllenden Spielfilm „In die neue Welt“ und dem Gedichte Trailer „Festhalten was nicht festzuhalten ist“ ist dies das dritte größere Filmprojekt in der Kooperation von Theater-im-Grund (www.theater-im-grund.de) und Walk-of-frame (www.walk-of-frame.de)

Der Eschbann ist eine Straße im Dorf. Dort sitzt auf einer schlichten Holzbank der Knecht Juust. Der Juust sitzt da, schweigt, schwitzt ein wenig und ist alt an Erinnerung und Sehnsucht jenseits von Zeit. Langsam rollen Wörter aus seinem Mund. Die erzählen Geschichten. In einer Sprache, die ist derb und von plötzlicher, rätselhafter Schönheit. Geschichten aus dem Dorf vergangener Zeit, die lebendig werden, die man mitfühlen kann.

Weitere Filme im Zusammenhang mit Theater-im-Grund-Inszenierungen auf dem You-Tube-Kanal von Theater-im-Grund:

Link zu „Festhalten was nicht festzuhalten ist“

https://youtu.be/FUYfIycZhTM


Link zu „In die neue Welt“

https://youtu.be/1IdERXmJYgY

 

Link zu „Schlaf der Geige“:

https://youtu.be/beQ6ofnv2Lw

 

Link zum Trailer „Kirmes“:

https://youtu.be/pOZgd9f_zIs






Aus "Nachtgesang", Tabea Eschenbrenner und Willi Schmidt, Foto: Gerd Sycha



(Aus "Der Affenfelsen")


Aus "Das Wechselbalg" von Willi Schmidt, mit Corinna Kilger (Foto: Gerd Sycha)

Liebe Theaterinteressierte,

im Laufe der letzten Jahre haben wir in Kooperation mit dem Kulturzentrum Waggonhalle Theaterstücke entwickelt, die mit Formen des modernen Theaters Themen aus der Region behandeln und sich mit Dorf- und Stadtgeschichte beschäftigen.

So ist anspruchsvolles Volkstheater entstanden, bei dem das Publikum unterhalten wird, aber auch berührt und nachdenklich gemacht. Gespräche und Anregungen folgen daraus. Die Geschichten sind eine Mischung aus Recherche und künstlerischer Erfindung, die in Zusammenarbeit mit Schauspielern und Regisseur zum konkreten Theaterstück werden. Bei der Trilogie „In die neue Welt“ gehörte auch eine umfangreiche Zusammenarbeit mit Trachtengruppen und Chören dazu, was diese Stücke zu eher einmaligen Ereignissen machte, was eine Wiederaufnahme für ein Gastspiel erschwert.

Wir sind aber offen, die so entstandenen Texte und Ideen für Neuinszenierungen oder auch theaterpädagogische Projekte wieder neu zu beleben. Wenn es Interesse gibt, darüber näheres zu erfahren, nehmen Sie einfach mit uns Kontakt auf.

Darüber hinaus sind aber auch Theaterstücke entstanden, die wir aktuell auf Gastspiel-Basis anbieten können. Das sind derzeit "Nachtgesang", ein poetisches Stück über die Liebe und den Tod; "Festhalten was nicht festzuhalten ist" - ein Theaterstück mit Gedichten, nach dem gleichnamigen Buch von Willi Schmidt; "Nachspielzeit", nach einer Kurzgeschichte von Willi Schmidt; "Hotel zur langen Dämmerung" - eine Jugend in den 1980er Jahren, Theater mit Live-Musik; „Offm Eschbann“, ein Erzählstück mit Dorfgeschichten in oberhessischem „Platt“ (welches aber auch für Nicht-Einheimische verständlich ist), “Wilhelm und Katarina”, ein stiller Stück über verschrobene, eigenwillige Welt zweier Außenseiter und „Schlaf der Geige“, ein Theaterstück welches sich in regionalem Bezug mit der Ermordung von psychisch Kranken und Behinderten durch die Nationalsozialisten beschäftigt (verbunden mit einer Ausstellung zum Thema). Näheres über diese Produktionen entnehmen Sie der nebenstehenden Übersicht „Theaterproduktionen“.

Kontakt: Willi Schmidt, Holzhäuser Str. 17, 35085 Ebsdorfergrund, Tel. 06424/929240, mail: post@grundblick.de



Die aktuellen Theater-Stücke:


Uraufführung im September 2021: Das "Theater im Grund" zeigte die Folge 2  der Theater-Serie "Unter dem Fluss", das neue Stück des Otto-Ubbelohde-Preisträgers 2020 Willi Schmidt:

Unter dem Fluss

Folge 2:

Himmel und Hölle

Angeregt durch die früheren „Wirtshaus an der Lahn“-Theaterstücke in der Waggonhalle ist ein Roman von Willi Schmidt entstanden, Titel: „Unter dem Fluss“, der mehrere Zeitreisen der Figuren aus dem „Wirtshaus“, Lupus und Marie, erzählt. Ausgehend von diesem Roman ist ein langfristig angelegtes Theaterprojekt geplant, welches aus mehreren Teilen besteht. Die Theaterstücke sind aber jeweils in sich abgeschlossen.

Inhalt:

Die Zeitreise führt in die Zeit des Nationalsozialismus. Lupus und Marie werden in jeweils unterschiedlichen Zusammenhängen zugleich zu Tätern und Opfern der nationalsozialistischen Ideologie. Thematisiert werden hierbei u. a. die systematische Ermordung von psychisch Kranken und Behinderten durch die Nazis, wozu auch Schicksale von Menschen aus Marburg und Umgebung gehören, sowie das Leben in der Endzeit des Krieges in der Region. Grundlagen hierzu sind Aufzeichnungen/Tagebücher von damals jugendlichen Zeitzeugen.



Uraufführung am 16. September 2020: Das „Theater im Grund“ zeigte das neue Theaterstück des diesjährigen Otto-Ubbelohde-Preisträgers Willi Schmidt:

Unter dem Fluss

Folge 1:

Blutmond

Angeregt durch die früheren „Wirtshaus an der Lahn“-Theaterstücke in der Waggonhalle ist ein Roman von Willi Schmidt entstanden, Titel: „Unter dem Fluss“, der mehrere Zeitreisen der Figuren aus dem „Wirtshaus“, Lupus und Marie, erzählt. Ausgehend von diesem Roman ist ein langfristig angelegtes Theaterprojekt geplant, welches aus mehreren Teilen besteht. Die Theaterstücke sind aber jeweils in sich abgeschlossen.

Inhalt:

Seit Jahrhunderten steht die alte Eiche am Ufer der Lahn. In ihrem Schatten begeben sich der Therapeut Lupus und die Studentin Marie aus der Perspektive der Gegenwart auf eine Zeitreise. In verschiedenen Epochen werden sie in unterschiedlichen Konstellationen wiedergeboren, erleben Geschichten um die wesentlichen Dinge des Lebens, stets am gleichen Ort, an der Lahn, wo jahrhundertelang ein Wirtshaus mit Garten stand, sowie auf dem bäuerlich geprägten Land im Ebsdorfer Grund.

Das erste Theaterstück „Unter dem Fluss – Folge 1: Blutmond“, behandelt im ersten Teil die Zeit des 30jährigen Krieges und im zweiten Teil die Zeit um 1865.

Die erste Reise führt sie in eine dunkle, kalte Zeit, die Zeit des 30-jährigen Kriegs, der sich allmählich dem Ende zuneigt und in der Region rund um Marburg Elend und Verwüstung zurücklässt. Ganze Dörfer sind ausgeplündert und verlassen, Menschenleben kaum noch etwas wert. Lupus ist erschöpft nach jahrelangem Soldatendasein und wieder in seine Heimat zurückgekehrt, die nicht mehr existiert. Er sehnt sich nach Ruhe und Tod, als er am Ufer des Flusses auf Marie trifft, die zum Opfer einfallender schwedischer Söldnertruppen geworden ist. Während der gemeinsamen Suche nach Frieden treffen sie in einem verlassenen Dorf im Ebsdorfer Grund auf einen religiös-fanatischen Pfarrer, der zur Bedrohung wird.

Auf der zweiten Reise steht das Wirtshaus im Mittelpunkt, welches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit den dazugehörigen Stallungen Fuhrleuten als Schenke dient, aber auch bei den Soldaten und Studenten der Stadt sehr beliebt ist. Lupus kommt als Fuhrmann regelmäßig in das Wirtshaus und wird dort in der Verbindung mit der verwitweten Wirtin schließlich sesshaft. Marie, die als Magd arbeitet verliebt sich in einen desertierten Soldaten und wird Teil der politischen Verwicklungen, in der Zeit von Industrialisierung. sozialer Bewegungen und deren Niederschlagung durch die Obrigkeit.




Hotel zur langen Dämmerung
- eine Jugend auf dem Dorf der 80er Jahre - Theaterstück von Willi Schmidt, mit Live-Musik
Premiere war am 3. März 2020, Waggonhalle Marburg


Im Theaterstück von Willi Schmidt erzählt Jochen als Rückblick die Geschichte einer Clique junger Leute auf dem Dorf Anfang der 1980er Jahre. Philosophie und Politik, die Suche nach alternativen Lebensformen in deutlicher Abgrenzung zu den althergebrachten Strukturen des Dorfes sind ihre bestimmenden Themen. Erzählt werden aber auch die Liebesgeschichten, die sich entwickeln, mit all der Vielfalt und den Widersprüchen zwischen persönlichem Anspruch und Wirklichkeit. Kann man lieben, ohne sich zu besitzen? Lässt sich Eifersucht überwinden? Ein Raum als Treffpunkt ist von der Clique geschaffen worden, „Teestube“ genannt, wo man sich selbstbestimmt ausprobieren will. Das geht einigen Dorfhonorationen zu weit, und so wird die „Teestube“ wieder geschlossen. Im Sommer trifft man sich im Haus von Eltern, die verreist sind, im „Hotel zur langen Dämmerung“. Dort lebt, liebt und streitet man, Konflikte spitzen sich zu, die persönlichen wie die allgemeinen, eng miteinander verknüpft sind sie ohnehin…


Hintergrund:

Gerne werden die 80er Jahre – wie auch andere Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts – in den Kultstatus erhoben. Man schwelgt in Nostalgie, verbindet die Zeit mit Dirty Dancing, Neue Deutsche Welle oder Zauberwürfel. „Hotel zur langen Dämmerung“ hingegen erzählt von ganz anderen 80ern: Protest gegen die NATO-Nachrüstung, Auseinandersetzung um die Startbahn West bei Frankfurt, Hüttendörfer gegen geplante Atomkraftwerke. Aber auch von der ganz persönlichen Suche von jungen Leuten nach neuen Lebensformen; gegen die etablierten Dorfstrukturen von Vereinen, Kirche, Bräuche; gegen festgefahrene Beziehungsformen. Mit all den Widersprüchen von Anspruch und Wirklichkeit. Privates ist politisch und umgekehrt. Das war nicht neu, war ein Slogan der 68er, genau wie der Protest gegen das Etablierte. Aber zu Beginn der 80er, der Zeit also in der das Stück spielt, wuchsen daraus große soziale Bewegungen, die nahezu alle Bevölkerungsgruppen erreichten und allmählich das Land grundlegend veränderten. In der alternativ-politischen Bewegung dieser Zeit wurde der marktverherrlichte Kapitalismus des Westens genauso abgelehnt wie der Pseudosozialismus des Ostens und stattdessen nach Formen ökonomischer Selbstverwaltung gesucht. Es wurde außerdem ein Politikverständnis in Frage gestellt, welches sich in der rationalen Analyse erschöpfte. Man beschäftigte sich mit Mystik, Religion, indianischer Kultur, Philosophie und so wird auch in dem Stück eine Reise nach Taize beschrieben. Damals ein Ort, wo junge Leute aus ganz Europa hinreisten, um in dem dortigen überkonfessionellen Kloster über den Sinn des Lebens zu sprechen, zu denken und zu meditieren. Ein anderes beherrschendes Thema war – ähnlich wie heute – der Rechtsradikalismus, das Aufleben des Nazi-Ungeistes. In unseren Dörfern wurden Hakenkreuze auf Häuser geschmiert, in denen Wohngemeinschaften lebten; Menschen, die als unangepasst, undeutsch, kommunistisch galten wurden beschimpft und bedroht. Und auch beim Kern der Bewegungen dieser Zeit – der Ökologie-Bewegung – ist der Gegenwarts-Bezug mit der „Fridays-For-Future“-Bewegung offensichtlich.



Nachtgesang

Eine Theater-Fantasie

von Willi Schmidt

Uraufführung: 20.4.2019, 20 Uhr, Waggonhalle Marburg (Waggonhallen-Produktion Nr. 33 )

 

"Du lagst in tiefster Todesnacht.

Du sahst die Welt entrinnen."

In der Stille der Nacht, wenn die Klänge des Tages verklungen sind, wird Tieferes lebendig. Träume, Erinnerungen, verborgene Gefühle gelangen an die Oberfläche. Zeit steht still. Die Gesänge der Nacht sind zu hören. Wesentliches. Poesie.

Franz ist Komponist, oder war es. Denn momentan liegt er in einer Reha-Einrichtung für psychisch Erkrankte. Franz hat den Sinn seines Lebens verloren.

In dieser Klink leistet Marlene ihre Sozialstunden ab, auch sie, liegt "in Todesnacht".

Diese beiden verlorenen Seelen treffen sich und werden langsam zu Freunden. In einem abgelegenen Boot an der Ostseeküste erzählen sie sich von ihrem bisherigen Leben und dem Sinn ihres Lebens, der ihnen beiden entrissen wurde. Sophie und Tim.

Angst, Ablehnung, Verachtung, Unterdrückung.

Aus Einsamkeit wird gemeinsamer Schmerz und Heilung.

Leidenschaft, Verständnis, Inspiration, Liebe.

"Du lagt in tiefster Todesnacht.

Da nahm ein Engel deine Hand."

 

Eine surreale Inszenierung über reale Gefühle, unterstützt mit viel Musik.

Text, Idee und Bühne: Willi Schmidt. Regie: Helene Becker und Katrin Holzapfel.

Schauspiel: Nina Kiefer, Tabea Eschenbrenner, Willi Schmidt, Lasse DeVento.






Der Affenfelsen

Theaterstück mit Live-Musik

von Willi Schmidt

Uraufführung: Do. 14.6.2018, 20 Uhr, Waggonhalle Marburg.

 

Das Theaterstück von Willi Schmidt „Der Affenfelsen“ greift die Tradition der „Wirtshaus an der Lahn“-Theatertrilogie auf. Nachdem die „Wirtshaus-Stücke“ Geschichten mit historischem Hintergrund vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1970 auf die Bühne brachten, spielt „Der Affenfelsen“ in der Gegenwart.

Das im Volksmund „Affenfelsen“ genannte Hochhaus am Schützenpfuhl am Fuße der Adenauerbrücke in Marburg ist ein Zweckbau aus den 1970er Jahren. Auf dem Gelände des ehemaligen Wirtshauses an der Lahn entstanden Wohnungen, die in der Zeit des Erbauens hochmodern waren. Ganze Siedlungen in ähnlicher Bauweise entstanden in dieser Zeit am Rande der Stadt. Heute sind die Wohnungen in solchen Zweckbau-Siedlungen und somit auch im „Affenfelsen“ weniger begehrt.

Unterstützt durch Live-Musik – Anita Naumann, Gesang, Gangolf Seitz, Klavier – werden Geschichten von (fiktiven) Bewohnern des „Affenfelsen“ erzählt, darunter auch Migranten und Flüchtlinge. Es geht dabei um menschliche Beziehungen, Geheimnisse, Kindheitserlebnisse, Suche nach Identität – thematisch aber auch um Vorurteile, Rassismus und Gewalt. Verwoben in diese Geschichten sind die beiden Hauptfiguren Lupus und Marie, die sich auf das Dach des „Affenfelsen“ begeben, wo Marie ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Vergangenheit offenbart. Zugleich ist ein junger Mann im Keller zugange, fanatisiert von der Idee, dass brennende Asylbewerberunterkünfte nicht genug sind…



https://youtu.be/6wsgJP3mrsM

(Der Link zum gleichnamigen Video)

Festhalten, was nicht festzuhalten ist

Ein Theaterstück mit Gedichten

- nach dem gleichnamigen Buch von Willi Schmidt

Schauspiel:  Hannah Nohr und Willi Schmidt

Theater lebt vom Augenblick. Von Momenten, die auf der Bühne entstehen, in Kommunikation treten mit dem Publikum und sich wieder verflüchtigen. Bilder, Worte, Atmosphären. Für den Moment lebendig und dann nicht mehr festzuhalten, schon fort, schon vorbei.

Solche Bilder nach dem Prinzip des Theaters sind auch die Gedichte von Willi Schmidt. Gemeinsam mit seiner Schauspiel-Kollegin Hannah Nohr hat er diese Gedichte zu einem atmosphärisch intensiven Theatererlebnis inszeniert. Gemeinsam durchleben sie in verdichteter Form Kindheitserinnerungen, Phantasien, Liebesglück, Liebesleid, nähern sich, berühren sich, trennen sich…

Das scheinbar plötzliche Dasein der Liebe und das ebenso unerklärliche Verschwinden; Momente des Glücks, die festgehalten werden wollen und doch nicht festzuhalten sind; die Melancholie und der Schmerz des Vergänglichen, sind die wesentlichen Themen der Inszenierung.

Aus den Momenten werden Bilder, festgehalten für einen Augenblick – und wieder losgelassen, geben Raum für Assoziationen - Alltagsbetrachtungen, Erinnerungen, Liebesgeschichten, Schmerz und Schönheit.

Das Buch "Festhalten was nicht festzuhalten ist" mit Gedichten ist im Schweizer Wolfbach Verlag erschienen und über die Internet-Seite "synergia.de" oder überall im Buchhandel erhältlich.

Hannah Nohr und Willi Schmidt in "Festhalten was nicht festzuhalten ist", Fotos: Gerd Sycha


Nachspielzeit

Theaterstück nach einer Kurzgeschichte von Willi Schmidt

Uraufführung: Waggonhalle Marburg, 30. 2016, 20 Uhr

Mit Janette Bosy und Willi Schmidt

 

Eine Nacht im Theater. Eine verlassene Bühne nach einer Aufführung. Zwei Arbeitskollegen. Katja, Maskenbildnerin. Lutz, Lichttechniker.

Am Abend, nach verrichteter Arbeit, ist Lutz nicht nach Hause gegangen. Wie üblich ist er zuvor als letzter durchs Haus gegangen, hat Schalter, Fenster und Türen kontrolliert, seine Tasche gepackt und den Generalschlüssel hervorgeholt. Dann ist er geblieben. Zwischen herumstehenden Scheinwerfern und Lautsprechern döst er vor sich hin.

„Im leeren, dunklen Theater riecht es wie in einer Kirche. Und es liegt so ein leises Pochen in der Luft. Ich hatte keine Lust nach Hause zu gehen. Ich wollte nichts mehr sehen. Müde bin ich schon. Aber nach Hause will ich nicht.“

 

Katja kommt zurück in das verlassene Theater, auf der Suche nach ihren Zigaretten. Sie überraschen sich gegenseitig und bleiben. Beginnen zu erzählen, von der Arbeit, ihrem Leben, ihren Träumen, lernen sich kennen über die Oberfläche hinaus.

„Es ist tatsächlich so ein Pochen im Raum. In so einem leeren Theater, wenn es rundherum schwarz abgehängt ist, kann man sich alles vorstellen. Wir könnten jetzt spazieren gehen, überall, wo wir wollen, in einem Wald in der Abenddämmerung, in den noch leeren Straßen einer aufwachenden Großstadt, an einer abgelegenen Steilküste am Meer.“

 

Katjas Traum ist es, einmal auf der Bühne zu stehen und die Rolle ihres Lebens zu spielen. Und Lutz will spüren, wie es ist, jemand anderes zu sein, jemand ganz anderes.

Und so verbringen sie die Nacht im Theater miteinander – außerhalb der Zeit, in der „Nachspielzeit“.



Im Rahmen des Kultursommer Mittelhessen:

Wilhelm und Katarina - Gasthof zur Linde

 Theaterstück von Willi Schmidt

Theatergruppe Ebsdorfergrund

Inszenierung: Mareike Dobewall, mit Anna Dassler und Willi Schmidt

 

Wilhelm ist ein verschrobener Einzelgänger. Seit Jahren lebt er zurückgezogen im ehemaligen Dorfgasthof seiner Eltern. Diese sind gestorben, den Gasthof hat er nicht weitergeführt. Eines Nachts wird er durch Geräusche geweckt und entdeckt die Streunerin Marie in seinem Hof. Ungeübt im Umgang mit Menschen fassen beide allmählich Vertrauen zueinander und beginnen aus ihrem Leben zu erzählen. In Rückblicken werden Szenen aus Wilhelms Leben gezeigt, in ihnen wird Marie zu Wilhelms Jugendliebe Katarina und der “alte” Wilhelm zum “jungen” Wilhelm.

“Wilhelm und Katarina” ist ein stiller Stück, welches die volle Aufmerksamkeit des Publikums erfordert. Wer ein unterhaltsames Theaterstück mit netten, alten Geschichten über ehemalige Dorfgasthäuser erwartet, wird seine Erwartung nicht erfüllt bekommen. Wer sich hingegen darauf einlässt, sich in die eigenwillige, verschrobene Welt von Wilhelm und Katarina mitnehmen zu lassen, wo sich manchmal Traum und Wirklichkeit mischen, bei denjenigen besteht die Möglichkeit sich tief berühren zu lassen ...



 




 

Aus "Das Wechselbalg" von Willi Schmidt, mit Corinna Kilger und Willi Schmidt (Foto: Gerd Sycha)


Neben den Theaterproduktionen bieten wir auch Seminare, Fortbildungen und theaterpädagogische Projekte an.

Näheres dazu in der nebenstehenden Übersicht „Seminare und Theaterpädagogik“.

Was immer Sie an Theater interessiert, setzen Sie sich mit uns in Verbindung.

Willi Schmidt


In Kooperation mit dem Kulturzentrum Waggonhalle Marburg und dem Grundblick Verlag
www.waggonhalle.de
www.grundblick.de